(Foto: Engelbert Bauer)
Nicht das ist Nacht,wenn die Erde sich dreht und der Tag vergeht,wenn das Lärmen der Welt eine Pause macht,wenn dich Schwäche beschämt oder Krankheit lähmt,wenn die Freude von einst keine Glut entfacht:nicht das ist Nacht.Erst das ist Nacht,wenn Gott selbst dich berührt und dein Herz ihn spürt,wenn das ewige Feuer in dir erwachtund wenn dann wieder flieht, was dich so durchglüht,wenn das Nichts nach dir greift und der Teufel lacht –erst das ist Nacht.Die Nacht ist Licht,und wer alles verlor, steigt zu Gott empor.Gib, Johannes vom Kreuz, diesem Wort Gesicht!Denn was dir widerfuhr, weist uns Christi Spur,wo der Durst, der uns quält, schon vom Wasser spricht.Die Nacht ist Licht.(Text: Peter Gerloff;nach der Melodie „Oh Jesu, all mein Leben bist Du“)
Der spanische Mystiker Johannes vom Kreuz ist weit über die Grenzen der Kirche bekannt. Spirituell Suchende aus allen Religionen lassen sich von seinen Gedichten und Gebeten inspirieren. Johannes vom Kreuz selbst hat die ‚Dunkle Nacht‘ des Lebens erfahren, seine Ordensbrüder haben ihn gar mehrere Monate in einen dunklen Keller gesteckt. Dort hat er die Erfahrung gemacht: Selbst zur Nachtzeit fließt die Quelle des lebendigen Wassers, die Gott selbst ist. Selbst wenn die Quelle in der dunklen Nacht nicht sichtbar ist, Gott ist da.
Das Bild des 14. Dezember zeigt ein helles Kreuz, schwarz umrandet. In das Dunkel der menschlichen Nachterfahrung bricht das Licht Gottes ein.
(Text: Michael Meyer)