SternZeit 22. Dezember - Kirche-VK.de

Direkt zum Seiteninhalt



(Foto: Marliese Klees)







„Dann ist sie aufgestanden und sie sang:


‚Er wird an den Verworfenen
Sein Wort einlösen.
Nichts ist unmöglich bei ihm, er jagt
Tyrannen von den Thronen, hebt die Armen
aus dem Staub empor, stillt ihren Hunger.‘

Das sang sie. Und ihr Lied wird nie verstummen.“

(Text: Huub Oosterhuis
[In: Sei hier zugegen, Ostfildern 2017, 13.])

   
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Advent denken?“ Lassen Sie sich Zeit, darauf eine Antwort zu finden.  Ich brauche lange, um ‚meine’ Puzzleteile zu betrachten. Eigentlich bin ich noch immer dabei. Kerzen, Rosenkranz am Ofenfeuer, Kinderspiele, brav sein wegen der Geschenke, später Gottesdienste, Bibeltexte und Fragen: wie kann das gehen mit Weihnachten, mit Gottesgeburt damals - und heute? Zu den Gedanken stellen sich Bilder ein: mit, unter und auf Stühlen und Tischen spielen, mit Bällen, Kugeln, Klickern, Seifenblasen; die Nähe der Erwachsenen und Alten, ihr geheimnisvolles Tun mit verschmitztem Glitzern in ihren Augen; Lieder in der Kirche, aus denen Dunkel und Sehnsucht erklang, Kälte draußen, Wärme drinnen; Stühle, die zu Thronen werden und genau so kippen wie der zum ‚Feuerstuhl‘ umfunktionierte Wirtshausstuhl. Wie aber wird aus einem solchen Puzzle ein Bild, das von der Straße im Fenster des 2. Stocks zu erkennen ist?
 
Es ist wie mit den Weihnachtswünschen: man kann weder als Kind noch als Erwachsene alles haben. Das Bild stellt Forderungen, nicht nach brav sein, aber nach sich entscheiden und nach einer Gestalt heute. So bleiben: im blauen Universum, das zwar endlich ist, aber doch unfassbar gegenüber tritt, ein Ball, ein Erdball mit afrikanischer Erde aus Ruanda, ein fallender Stuhl und eine verloren gehende Krone. Und das Gestelltwerden geht weiter: beim Malen stellen sich Fragen: was ist mit unserer Erde, wie leben auf diesem Planeten mitten im Weltall, hier und in Afrika und anderswo, verwundet, geschlagen, ausgeraubt, überhitzt, der schöne blaue Stern im intensiv blau des Weltalls…
 
Beim Malen merken: das ist alles andere als harmlos. Wenn ein Teil stürzt, reißt es andere mit. Alles hängt zusammen, selbst auf der kleinen Fläche von 60 x 80 cm. Jeder Pinselstrich, der zum Sturz beiträgt, fragt nach der Verantwortung: was hast du dem als Alternative entgegenzusetzen; was wird neu entstehen, wird es wieder ein thronen und herrschen sein, ein oben und unten, oder kann es Versöhnung und Miteinander geben?
 
Die Sehnsucht danach wird wach, dass Weihnachten kommt, dass neues Leben beginnt. Und das Wissen wächst: dazu braucht es eine Haltung, die das Kleine wertschätzt, die das Glänzen in den Augen und auf den Gesichtern der Menschen auslöst, die menschliche Wärme schenkt, die einfach göttlich ist. Da wächst beim Malen die Hoffnung: es geht, wenn es geschenkt und mit offenen Armen, offenem Herzen empfangen wird. Marianisch, mütterlich eben: intensiv blau, voll Hoffnung und Treue, geschenkt von Gott und zu behüten von uns allen, wie die jungen und alten Frauen an den Wiegen die Neugeborenen wiegen und hüten. So revoltiert Gott, so singt Maria ihr Magnificat und so summen wir Wiegenlieder für uns, für die Lebenden und Sterbenden und für unseren Stern.
 
Advent - eine Entdeckungsreise. Kommen Sie mit und erzählen Sie: „Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Advent denken? Was sehnen Sie herbei? Wo soll’s hingehn?“
(Text: Marliese Klees)
Zurück zum Seiteninhalt