Nur ein Strohhalm
Die Hirten kamen zur Krippe und schauten sich voll Verwunderung um. Sie sahen das Kind – auf Stroh gebettet – und seine Eltern: einfache Leute auf der Durchreise. Alles war so natürlich in dieser Nacht und doch ganz anders, ungewöhnlich. Es war etwas Heiliges geschehen. Voll Verwunderung kehrten die Hirten zu ihren Herden zurück. Ein kleiner Hirtenjunge hatte – er wusste selbst nicht warum – etwas mitgenommen: Einen Strohhalm aus der Krippe.
Die anderen hatten das zunächst nicht bemerkt. Nur einem war aufgefallen, dass der Junge in seiner Hand etwas festhielt, ganz fest. „Was hast du da?“ hatte er ihn gefragt. „Hast du etwas Wertvolles gefunden?“ „Ich habe einen Strohhalm aus der Krippe“, war die Antwort. „“Einen Strohhalm?“ Dann das Gelächter von allen Hirten und die ironische Frage: „Willst du dich daran festhalten, an diesem Strohhalm?“ Der junge Hirt schwieg.
Als er wieder allein war in der Stille dieser Heiligen Nacht, sagte er zu sich selbst: „Dieser Strohhalm soll mich immer an das arme Kind in der Krippe erinnern und an den wundersamen Gesang der Engel: „Ehre sei Gott in der Höhe, und auf Erde ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“
Und noch einmal sagte sich der junge Hirt: „Ich habe etwas Heiliges erlebt. Das will ich nie vergessen. Der Strohhalm soll mich daran erinnern, mein Leben lang.“ Als der Hirt älter war, erzählte er seinen Kindern Jahr für Jahr von dieser Nacht. Dabei nahm er den Strohhalm in seine Hand, streichelte ihn andächtig und sagte: „Du, Strohhalm, du erinnerst mich an etwas Heiliges.“
Und er sagte seinen Kindern noch etwas:
„Bewahrt die Erinnerung an die heiligen Stunden eures Lebens. Vergesst sie nicht!
Bewahrt euch Strohhalme heiliger Erinnerung!“
(aus Mexiko)